Aberglaube und Überfluss zum Jahreswechsel

Wenn die Korken knallen, Feuerwerke den Himmel erleuchten und die Kirchglocken läuten, verabschieden wir uns vom alten und heissen das neue Jahr willkommen. Mit Ritualen, Neugier  und der Hoffnung auf ein gutes neues Jahr feiern wir Silvester.

 

Text: Julia Spahr

Bilder: Therese Krähenbühl (Signora Pinella)

 

An Silvester blickt man auf das vergangene Jahr zurück. Manchmal wird man etwas emotional und wehmütig, wenn man an alles denkt, was passiert ist, und wieder einmal merkt, wie schnell die Zeit vergeht. Mit dem Jahresende beginnt aber auch ein neues Jahr. Wir wissen nicht, was uns in diesem erwartet. Mit Ungewissheit und voller Erwartungen blicken wir in die Zukunft und hoffen, dass das neue Jahr viel Gutes bringt. Viele Silvesterbräuche drehen sich deshalb um die Zukunft und darum, das Schicksal wohlwollend zu stimmen, aber auch darum, vorherzusagen, was passieren wird.

 

Üppig gedeckte Tafel als Symbol des Überflusses. Auf diesen hofft man im neue Jahr.

Traditionen auf der ganzen Welt

Um böse Geister vom neuen Jahr fernzuhalten, machte man früher an Silvester möglichst viel Lärm. Aus dieser Tradition und aus Vorfreude aufs neue Jahr jagt man noch heute laute Böller und Feuerwerke in die Luft, und um Mitternacht läuten alle Kirchenglocken. Auch in anderen Bräuchen rund um die Welt versucht man die Zukunft zu beeinflussen. In Spanien isst man beispielsweise um Mitternacht zu jedem Glockenschlag eine Traube. Die Idee kam vermutlich vor über hundert Jahren von Traubenproduzenten, die eine reiche Ernte zu verbuchen hatten und mit dieser Idee den Verkauf ankurbeln wollten. Die Trauben symbolisieren aber auch Fruchtbarkeit und Wohlstand. Heute gehört das Traubenessen für die Spanier zum Silvester, und man verspricht sich davon Glück.

In Venezuela wünscht man sich, im neuen Jahr viel zu reisen. Deshalb laufen die Leute um Mitternacht mit einem gepackten Koffer um ihre Häuser. In Russland schreibt man während den letzten Glockenschlägen des alten Jahres einen Wunsch auf ein Blatt Papier. Das zündet man dann an und streut sich die Asche in den Schaumwein. Wird das Glas bis Mitternacht geleert, erfüllt sich der Wunsch. In Mexiko ist es Brauch, sich die Hände mit Zucker oder Schaumwein «zu waschen», das soll Reichtum bringen. Und aus Italien kommt der Aberglaube, dass es Glück bringt, wenn man an Silvester rote Unterwäsche trägt.

Bräuche in der Schweiz

Auch in der Schweiz gab es bereits vor Hunderten von Jahren Bräuche, die darüber Auskunft geben sollten, was die Zukunft bringen würde. Im Schweizerischen Idiotikon, einem Lexikon, das die deutsche Sprache und verschiedene Traditionen in der Schweiz dokumentiert, werden verschiedene Beispiele genannt. Früher haben die Burschen etwa an Silvester auf einer Dorfanhöhe mit Flegeln auf alte Balken und Bretter eingedroschen, und die alten Dorfbewohner schlossen dann auf die neue Jahresfruchtbarkeit, je nachdem, wie weit in der Umgebung die aufpolternden Flegel zu hören waren.

Laut einem Zeugnis aus dem 16. Jahrhundert hat man am Abend vor dem neuen Jahr kleine Brötlein gebacken. Jedes dieser Brötlein hat man nach einer sich im Haus befindenden Person benannt. Wenn ein Brötlein beim Backen aufriss, glaubte man, dass die Person, deren Namen das Brötlein getragen hatte, im kommenden Jahr sterben oder zumindest an einer gefährlichen Krankheit erkranken sollte. Etwas weniger morbid ist der Brauch, der heute einen Blick in die Zukunft verspricht. Beim Bleigiessen können die kleinen Figürchen mit viel Fantasie immer so gedeutet werden, dass sie etwas Gutes vorhersagen.

Schaumwein zum Anstossen und als Dekadenz-Symbol

Damit das neue Jahr einem Überfluss und Fruchtbarkeit, bescherte, war es früher Tradition, die Reste der Silvesterspeise bis in den Neujahrsmorgen auf dem Tisch stehen zu lassen. Das macht man heute nicht mehr. Aber ein üppiges Essen gehört noch immer auf viele Festtafeln, und mit Überfluss wird Silvester gefeiert. Als Symbol für Überfluss und Dekadenz trinkt man Schaumwein. Er schmeckt lecker, prickelt angenehm im Mund und gibt dem Jahresende etwas Festliches. Beim Anstossen macht man sich bewusst, dass man zusammen etwas feiert. Man trinkt auf das zu Ende gehende und auf das kommende Jahr.

 

Schaumwein-Cupcakes mit Stern-Verzierung aus goldenem Fondant.

 

Schaumwein eignet sich aber nicht nur zum Trinken und Anstossen. Er ist auch eine hervorragende Zutat beim Backen und Kochen. Mit der Zugabe von ein paar Gläsern Schaumwein werden Gebäcke wie Cupcakes oder Cake-Pops oder eine Creme zu besonderen silvesterlichen Desserts, die den Höhepunkt auf dem Festtagsbuffet darstellen. Zu diesen Dessertträumen passen raffinierte Schokoladenkuchen und selbst gemachte Pralinés.

Dekoriert mit goldenen Sternen oder frischen Blumen sind sie sowohl für den Gaumen als auch für die Augen eine Freude. Mit den Schaumwein- und Schokoladen-Desserts ist ein süsser Start ins neue Jahr sicher. Auf den folgenden Seiten erfahren Sie, wie Sie die Köstlichkeiten zubereiten und dekorieren können.

 

Erschien am 24.12.2015 im „Schweizer Bauer“.